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  • AutorenbildChris

Mastektomie und Spacer-Einsatz Teil 3 – Silvester im Krankenhaus, Drainagen ziehen und das Ergebnis



31. Dezember 2020- der Tag an dem alle froh waren, dass das Jahr zu Ende ist. Für mich der Tag an dem ich endlich „frei“ ins neue Jahr starten konnte. Viele fragten mich warum ich mich so kurz vor den Jahreswechsel operieren lasse und ob es mich nicht stört Silvester im Krankenhaus zu verbringen. Alle bekamen die gleiche Antwort „für mich gibt es nichts schöneres als frei ins neue Jahr zu starten“. Und ich kann euch jetzt sagen soooo schlimm ist es gar nicht zum Jahreswechsel im Krankenhaus zu liegen, denn es kommt immer darauf an mit wem man denn die Zeit verbringt.

Da ich noch ein wenig ko von der OP war und mit der Übelkeit nach dem essen noch zu kämpfen hatte ging der Tag sowieso ein wenig an mir vorbei. Dennoch haben Lucien und ich das beste aus dem Tag gemacht, soweit man das denn machen kann, wenn man im Bett liegen muss.

Abends haben wir dann zusammen „Die ultimative Chartshow – 20 Jahre neues Jahrtausend: Die erfolgreichsten Hits!“ geschaut. Schon alleine das war ziemlich witzig, denn da ich nicht wirklich aufstehen konnte/wollte (außer wenn ich zur Toilette musste) hatte ich ein Problem. Meine Kopfhörer lagen einfach zu weit weg. Aber Not macht ja bekanntermaßen erfinderisch also nutzen wir Luciens Kopfhörer und stellten auf volle Lautstärke und schon konnten wir beiden der Musik lauschen. Es war sehr lustig da wir beiden nur Blödsinn im Kopf haben. Wir haben uns also quasi gefunden ohne dass wir uns gesucht haben.

Silvester in so einer großen Stadt wie Berlin ist schon etwas komplett anderes als bei uns in der Kleinstadt Treuenbrietzen. Trotz des Knallverbots wurde ordentlich geknallt und das schon seit den Nachmittagsstunden.

Am Abend war dann natürlich auch wieder die Thrombose-Spritze dran, wie jeden Abend. Diesmal war wieder die Schwester da bei der wir immer etwas zu lachen hatten. Da man von den Spritzen, auch wenn sie nur klein sind, immer blaue Flecke bekommt, meinte sie sie macht uns daraus einen Smiley da das lustig wäre. Leider hatte sie dann am nächsten Tag Urlaub und die anderen Schwestern haben den Smiley nicht vollendet.

Nachdem ich die Spritze hinter mir hatte und noch immer mit der Übelkeit nach dem essen zu kämpfen hatte entschied ich mich ein wenig zu schlafen. Keine Angst ich habe den Jahreswechsel nicht verpennt! Lucien hat mich pünktlich geweckt. Aber wirklich „besonders“ war der Jahreswechsel dennoch nicht. Klar er war anders gar keine Frage aber das einzige was besonders war, war der Fakt dass ich endlich Frei bin!

Am 03. Januar sagte mir die Ärztin (Dr. med. Jana Roffeis, sie war über die Feiertage für uns verantwortlich) bei der Visite, dass die Drainagen rauskommen. Ich war ziemlich aufgeregt, da ich von vielen bereits im Voraus gehört hatte, dass es sehr unangenehm sei und einige sogar Schmerzen dabei hatten.

Als erstes öffnete sie den Gurt, welcher Druck auf meine Brust ausübte um die Heilung des entstandenen „Hohlraums“ zu unterstützen. Als der Gurt offen war sah ich zum ersten Mal so wirklich das Ergebnis, wenn auch mi Pflastern bedeckt. Und ich muss sagen WOW es ist so ungewohnt und zugleich wunderschön. Auch wenn ich es mir oft genug vorgestellt hatte wie es sein würde so ohne Brust, konnte ich mir in den Vorstellungen nie ausmalen wie es jetzt dann wirklich war. Dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich und ich konnte es kaum erwarten das komplette Ergebnis zu sehen aber darauf musste ich noch warten

Die Ärztin löste die Pflaster an den Stellen an denen die Drainagen rauskamen und wollte die Naht öffnen um die Drainagen zu entfernen. Doch da gab es ein Problem denn da wir auch einer „falschen“ Station waren war das „Messer“ dafür nicht auf dem Wagen, also musste sie eins holen gehen und ich blieb ohne Gurt liegen bis sie wiederkam. Ich genoss die Zeit, denn endlich konnte ich meine flache Brust mal fast ungestört bewundern, abgesehen von den Pflastern. Ich hatte natürlich auch kurz Zeit ein Bild davon zu machen. ;)

Als sie wieder kam stieg die Aufregung immer weiter an. Mein Zimmernachbar Lucien und die Ärztin machten aber Witze du versuchten mir zu beschreiben wie es sich anfühlt. Dann meinte die Ärztin es könnte ein bisschen ziepen und brennen. Davon habe ich aber nichts gespürt es hat sich eher angefühlt als würde ein Wurm durch meine Brust kriechen. Da die Drainagen jeweils außen, quasi unter die Axeln lagen und einmal durch die jeweilige Brust verliefen war es ein ziemlich lustiges Gefühl. Schmerzen hatte ich dabei eigentlich gar keine es hat nur in der rechten Brust ganz kurz gepiekt.

Nachdem die Drainagen raus waren und alles wieder ordentlich war gab es auch schon Mittag. Nun ja nach diesem ekligen Gefühl im Körper hatte ich natürlich nicht wirklich Hunger, aber gegessen habe ich natürlich trotzdem was.

So ging der Tag rum und wir haben wie immer nur Blödsinn gemacht.

Am 04. Januar waren dann alle Ärzte wieder da. Morgens um acht Uhr. Ich habe noch geschlafen. Auf einmal ging die Tür auf und bumm war auch schon das Licht an. Bis dahin ja okay, denn das kannte ich ja schon von den letzten Tagen. Ich versuchte meine Augen zu öffnen und habe mich erschrocken. In unserem kleinen Zimmer standen auf einmal 8 Ärzte und angehende Ärzte und machten die Visite.

Ich war noch nicht einmal wirklich wach da hieß es auf einmal, dass jetzt alles kontrolliert wird. Und zack waren die Pflaster auch schon ab so schnell kam ich gar nicht hinterher um zu sagen, dass der Arzt die Pflaster bei mir vorsichtig abmachen muss. Naja Endresultat davon war dann, dass ich die nächsten Tage starke Pickel auf dem Oberkörper hatte die mehrere Wochen gebraucht haben um mehr oder weniger weg zu sein.

Die Pflaster waren ab, da ging es auch schon dem Verband an meinem Arm an den Kragen. Als alles ab war blickte Dr. med. Sascha Bull auch schon auf mein Ergebnis, so schnell hatte ich noch nicht mal an mir runter gesehen. Er meinte, dass alles super aussieht und fragte mich nur kurz ob ich Schmerzen habe, hatte ich aber keine.

Nun lag ich da und meine Brust war komplett offen. Zum ersten Mal konnte ich das komplette Ergebnis sehen ohne, dass etwas gestört hat. Und da lag ich nun komplett ohne weibliche Brust. Ein komisches Gefühl, denn die letzten Jahre war ich immer damit beschäftigt eben diese zu verstecken und auf einmal ist sie von jetzt auf gleich einfach so weg. Mich durchströmte ein Gefühl von Freude und gleichzeitig ein Gefühl von Aufregung. Aufregung, weil ich mich darauf freue endlich ohne Binder ins Schwimmbad gehen zu können, ohne T-Shirt rumlaufen zu können ohne mich unwohl zu fühlen oder mich zu schämen, aber vor allem Aufregung, weil ich wusste, dass ich jetzt den ersten Schritt (bzw. Schnitt) geschafft hatte. Ich lag noch eine Weile so da, weil die Pflaster später neu geklebt wurden. Ich habe es so genossen und mich so krass wohl gefühlt wie lange nicht mehr.

Ein anderer Arzt, dessen Name mir leider grade nicht einfällt, sagte uns dann, dass wir nach der Visite den Spacer das erste Mal drehen werden. Und zack da war er wieder der Nervenkitzel.

Auch wenn mir bis jetzt alle gesagt hatten, dass es nicht weh tut den Spacer zu reinigen oder zu drehen, aber so ganz vertraut habe ich dem trotzdem nicht, denn jeder empfindet anders.

Also wie wird es sein? Wird es weh tun? Fühlt es sich eklig an? Ich meine da ist jetzt ein Schlauch in meinem Arm und den muss ich auch noch bewegen. Eine komische Vorstellung. Wie sich das wohl anfühlen wird?


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